Streit und Gewalt
Unter Streit verstehen wir eine eskalierende Auseinandersetzung um zwei sich gegenseitig ausschließende Lösungen. Ein Streit kann sich aus Interessenkonflikten entwickeln, die im Alltag nicht zu vermeiden sind, aber nicht kreativ und flexibel gelöst werden können.
Partner in engen Beziehungen unterscheiden sich voneinander in der Erwartung und Vorstellung darüber, wie die Dinge um sie herum gestaltet werden sollten. Diese basieren auf Unterschiede in Bedürfnissen und Gewohnheiten die sich in der Biographie ausgebildet haben. So gehören Unstimmigkeiten einfach zu unserem sozialen Alltag dazu.
Je enger eine zwischenmenschliche Beziehung ist (z.B. beruflicher Kontakt vs. Paarbeziehung), desto stärker können diese Unterschiede oder Unstimmigkeiten emotional relevant zutage treten. Die Folge sind Stress und Leidensdruck, die sich bei lange anhaltenden Unstimmigkeiten stabilisieren können.
Manche Partner können eigene Anliegen klar formulieren. Wenn der andere Partner mit Verständnis reagiert und die Bedürfnisse des anderen als gleichrangig anerkennt, kann der Streit in ein konstruktives Lösungsgespräch übergehen. Eine konstruktive Streitkultur kann dann die Weiterentwicklung der Beziehung fördern und zur Aufrechterhaltung der Zufriedenheit in der Beziehung beitragen.
Ein Streit kann auch ganz anders ablaufen, wenn eine Auseinandersetzung mit Hilfe von Vorwürfen, Generalisierungen, abwertenden Äußerungen, Beleidigungen geführt wird. Dann ist Eskalation so gut wie vorprogrammiert, mit dem Ergebnis, die Probleme werden nicht gelöst, man geht mit dem Gefühl, nicht verstanden werden, verletzt, gekränkt davon. Sich immer wieder wiederholende Eskalationen können zum Gefühl hoher Belastung und zu immer häufigeren Trennungsgedanken führen.
Es gibt noch eine dritte Variante, über Unstimmigkeiten zu kommunizieren: darüber gar nicht oder nicht offen zu kommunizieren. Diese Variante kann bei Paaren vorkommen, bei denen einer oder beide Partner stark nach Harmonie streben. Mögliche Entwicklungen in diesem Fall sind häufig: Erschlaffen vom Sex, das Gefühl der Stagnierung der Paarbeziehung, das Gefühl der Langeweile mit dem Partner, das Gefühl sich auseinender zu leben u.s.w..
Offen und konstruktiv zu streiten kann man auch lernen.